Samstag, 15. November 2014

Werde zum Kurvenstar

Genau! Perfektioniere die Kunst, deinen Einkaufswagen sehr geschickt zu lenken.
Kratze gekonnt die Kurve um die prachtglitzernden, puderzuckerbedeckten
Pseudoversprechen. Einkaufen in der Vor-Vorweihnachtszeit ist wie ein Gang ins
Gruselkabinett: Die Zähne erschauern angesichts der versteckten Zuckerberge
und dein schon erreichtes oder auf dem besten Weg seiendes Wunschgewicht
gerät ins Zittern. Und heimlich fragst du dich: Wer um alles soll diese Wahnsinnsmassen
essen??? Früher machten die gehaltvollen und haltbaren Zutaten in der
Weihnachtsbäckerei richtig viel Sinn: Die meisten unserer Vorfahren mussten
körperlich hart arbeiten, es gab noch keine Klimaerwärmung, sprich: die Winter
waren kälter und länger, und so etwas wie Konservendosen und Gefriertruhen gab
es noch nicht. Aber es gab ein Wissen und ein Gespür für christliche Symbolik,
die in der Form des Stollens (eingewickeltes Kind), im Früchtebrot (Jesus ist das
Brot des Lebens) und in den Plätzchen ("Dein Wort ist mir so kostbar wie Honig")
zu finden ist.
Neulich sagte eine nette Hundebesitzerin, die ich meistens beim Joggen treffe, zu mir:
"Bald is fei Advent. Fei net bloß feiern. Des Beten net vergessen." (Für Nicht-Franken:
"Fei" wird in Franken als Füllwort in allen möglichen Sätzen benutzt.)
In diesem Sinne: Genieße dankbar und bewusst dein Stück Stollen oder Früchtebrot
und überiss dich nicht. Dann braucht dein (auf dem Weg seiendes) Wunschgewicht
bestimmt nicht zittern.

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