Dienstag, 10. September 2013

Essbiografie

Als Kind war ich so sehr mit Spielen beschäftigt, dass ich erst dann meinen Hunger spürte,
wenn meine Mutter mich zum Essen rief. Wenn ich satt war, hörte ich mit dem Essen auf und
spielte wieder. In den 60ern war die Esskultur im Gegensatz zu heute sehr einfach: Als Pausenbrot
gab es nicht selten Butterbrot mit Senfaufstrich, mit Zucker oder mit Salz.
Mit Hilfe meiner Memoiren erinnerte ich mich wieder: Als Teenager hatte ich nicht den leisesten
Dunst von halbwegs gesunder Ernährung, ich aß, was meinem Gaumen schmeichelte, und so
manches Mal weit über den Anschlag hinaus. Mein Körper signalisierte durch Magendrücken
und Rollmopsgefühl, dass es mir nicht guttat.
Als junge Mutter wollte ich meine Kinder gesund ernähren, informierte mich und geriet -
typisch für die 80er - in manchen Glaubenskrieg mit ängstlichen Beharrern auf herkömmliche
Nahrung, sprich Produkte mit Weißmehl und Zucker.
Heute bin ich dankbar für die Freiheit, dass es nichts Verbotenes und Erlaubtes gibt. Essen soll
ein Genuss sein und Freude machen, eine Insel im Alltag. "Lebe leichter" vertritt das.
Mein Mittagessen heute sah so aus: Pikante Hirse mit Möhren- und Schafskäsewürfeln, dazu bunter
Salat. Hinterher etwas Obst und ein weißes Rosinenbrötchen vom Bäcker, dazu Gewürztee mit Milch.
Nicht immer fällt mein Dessert so üppig aus, aber heute habe ich das gebraucht, ich fühle mich satt
und zufrieden.
Mein Begeisterungslevel für Bewegung ist nicht an jedem Tag gleich hoch. Höher ist manchmal die
Hürde vor dem Anfang. "Nicht denken, sondern tun", predigte ich früher manchmal meinen Kindern,
wenn sie Aufgaben gern vor sich herschoben. In diesem Sinne trickse ich mich selber aus: Abends
lege ich meine Sportkleidung schon immer bereit. Bevor meine Denkmaschinerie morgens richtig anläuft,
bin ich schon reingeschlüpft und finde mich auf Laufpfad oder Trampolin wieder.
Sehr bewegungsfördernd ist für mich entsprechende Musik. Von WWMT (World Wide Message Tribe)
habe ich unlängst Kassetten ausgekramt, damit hüpfe ich viel leichter.
Alle zwei Jahre findet der Weltkulturerbelauf in unserem hügeligen Bamberg statt. Als ich das letzte Mal
teilnahm und ein langes, steiles Stück mehr kroch als lief, erweckten mich die Klänge einer Samba-Band
wieder zum Leben. Musik ist eine tolle Erfindung.

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