Montag, 6. Juli 2015

Kindermund und Erwachsenenmund

Letzte Woche bekamen wir Besuch von einem Fünfjährigen
mit seinem Papa. Ich malte Straßenmalkreide mit dem Jungen
und spielte Verstecken mit ihm. Dabei plauderte er unentwegt
alles Mögliche, das ihm in den Sinn kam. Einen Satz von ihm
musste ich sofort aufschreiben, was ihn vermutlich gewundert
hat, aber ich fand das so bemerkenswert:
"WENN ES MEINEM FREUND JOHANNES SCHMECKT,
DANN ISST ER LANGSAM, DAMIT ER MEHR HAT."
Eine Eigenschaft, die ich erst wieder lernen musste. Vermutlich
hatte ich mir das schnelle essen angewöhnt, als meine Kinder
noch klein waren, weil für mich selber nie genügend Zeit blieb.
Alles musste effektiv erledigt werden. Ein Schlüsselerlebnis
vor mehreren Jahren ließ mich aufhorchen: In meinem
Abendessen befand sich eine scharfe Pepperoni. Unachtsam
verschlang ich eine Menge Essen in Rekordzeit. Hastig und
scharf - diese Kombination nahm mein Körper mir übel.
Noch bevor ich das Wort "Notarzt" rufen konnte, war der
Eingang zu meiner Luftröhre zugeschwollen. Panische
Sekunden vergingen. Mein Mann redete beruhigend auf mich
ein. Quietschend und keuchend bekam ich allmählich wieder
Luft.
Noch heute habe ich großen Respekt vor chiliartigen Sachen.
Ein mittelscharf gewürztes Essen vertrage ich aber gut, und
dann esse ich schön langsam, damit ich mehr habe.

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