Dienstag, 5. Juli 2016

Neue Welten

Nun lebt unsere Pflegetochter aus Syrien, die als
unbegleiteter Flüchtling hierher kam, schon einige Tage 
bei uns. Und allmählich dämmert es meinem trägen Hirn,
dass für mich als Pflegemutter ein bisschen mehr dazu
gehört, als mal eben ihr Leben in einem Aktenordner zu
verwalten. Sie hat hier keine Herkunftsfamilie. Nun sind WIR
ihre Familie. Sie verlässt sich auf uns und freut sich, bei
uns zu sein. Über die Dimension unserer Verantwortung
will ich nicht zu sehr nachgrübeln. Ich freue mich einfach,
dass alle diese schöne Aufgabe hier mittragen. 
Viel Lachen und Humor sind inbegriffen, weil wir uns
manchmal mit Händen und Füßen und Definitionen
verständigen. Aber das Deutsch lernen geht erstaunlich
schnell. Wenn ich so schnell Arabisch lernen würde, wäre
ich ein absoluter Überflieger. Bin ja schon stolz, dass ich
einzelne Wörter weiß. Auch kulturell lernen wir gegenseitig
von uns. Da tun sich neue Welten auf. 
Ich glaube, bei all unserer Unvollkommenheit ist es das 
allerwichtigste und grundlegendste, dass unsere Pflegetochter
immer wieder neu erlebt und spürt, dass wir sie liebhaben.

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