Samstag, 2. März 2019

Unbequemes Thema

Am Donnerstag im Bleibe leichter Kurs war das Thema "Baustellen"
an der Reihe. Nicht zwingend mein Wohlfühlthema, aber seeehr wichtig.
Emotionsessen ist heilbar. Wenn der Sumpf austrocknet, sieht man das
sowohl auf der Waage als auch an der schlanker werdenden Person.
Ich habe mir dazu etwas Anschauliches ausgedacht:

Susis unangenehme Gefühle und Zustände lassen sich schnell und bequem verg-essen durch
Zumüllen mit zu vielem, zu süßem, zu fettem Essen, das sie meist nebenbei, durcheinander
und ziemlich schnell verputzt.

Susi macht sich auf die Suche nach wohltuenden Alternativen und beschließt, dass sie
Abenteuer statt Schokolade braucht. Sie isst sich täglich an drei ausgewogenen Mahlzeiten
satt und bemerkt, dass ihre Zustände, Muster und Gewohnheiten nun deutlicher zu Tage
treten.
Sie weiß nun, dass Müdigkeit ihren Appetit anfeuern kann und geht achtsamer mit ihren 
Ressourcen um, achtet auf einen guten Rhythmus. Wenn sie sich angespannt und unter Druck
fühlt, schwingt sie bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit ihre Nordic Walking Stöcke.
Bewegung an der frischen Luft macht ihren Kopf frei. Wenn sie viel leistet und abends k.o.
ist, macht sie sich ihren Lieblingstee und freut sich über die Ergebnisse ihrer Arbeit. Diese
Freude ist ihr Belohnung genug. Um sich ihr Leben zu versüßen, braucht sie keine Gummibärchen,
sondern investiert in gute Beziehungen, in schöne Erlebnisse und Begegnungen. Dieses geniale
Muster wendet sie auch bei Feiern an: Das wichtigste sind ihr die netten Menschen, die sie trifft, weniger das Essen. Lebensmittel, die in der Werbung gehypt werden, schaut sie sich beim Einkaufen genau an. Klug vorausschauend hat sie neben der Geldbörse auch ihre Lesebrille eingepackt, sodass 
sie die kleingedruckte Zutatenliste lesen kann. Lebensmittel mit zugesetzten Zuckerarten und chemischen Begriffen legt sie zurück ins Regal, bedient sich lieber an regionalen sowie saisonalen Gemüsen und Früchten. Im Kollegenkreis gibt es öfter etwas zu feiern, da wird Kuchen und Pizza aufgetischt. Nicht immer greift Susi zu, manchmal packt sie ein Stück ein und isst es, wenn sie wirklich Hunger hat. An den Wochenende fällt ihr Zeitkorsett weg, nicht immer hat sie Lust, da
auch so viel zu powern wie sonst. Leerlauf- und Langeweile-Löcher können entstehen, die sie
sonst immer mit Essen aufgefüllt hat. Für diese Fälle legt sie sich spannende Lektüre zurecht und
hält nach erfüllenden Hobbys Ausschau. Trotz ihrer neugewonnenen Disziplin gerät sie ab und zu
in alte Fahrwasser. Sie hat die Pralinenpackung halb geplündert, da stellt sie sich die Frage: "Ist es jetzt nicht sowieso egal, ob ich den Rest auch noch esse? Dann ist wenigstens alles weg." Auch jetzt, in ihrem Süßrausch, kann sie eine gute Entscheidung für sich treffen. Sie besinnt sich auf Sätze wie:
"Nichts schmeckt so gut, wie es sich anfühlt, schlank zu sein." Oder: "Euer Körper ist ein Tempel des heiligen Geistes." Nachdem sie die angebrochene Schachtel gut weggeräumt hat, fühlt sie sich wie die Heldin des Tages. Ihre neuen guten Gewohnheiten fordern sie immer wieder aus ihrer Komfortzone. Manchmal findet sie es anstrengend, sich verändern zu müssen und denkt: "Wenn ich
erstmal schlank bin, geht die Anstrengung ja weiter, dann muss ich mein Gewicht HALTEN." Dagegen setzt sie den Gedanken: "Lieber kämpfe ich mit dem Wunschgewicht als mit überflüssigen Pfunden." Früher hat sie sich das Essen schöngeredet und ausgiebigst von tollen Kochevents, Restaurantbesuchen und umwerfenden Bufetts geschwärmt. Das tut sie auch jetzt gelegentlich noch, aber es ist nicht mehr ihr Lebensinhalt. In einer schwierigen Lebensphase hatte ihr Essverhalten eindeutigen Suchtcharakter. Es war ihr Trost und ihr Halt. Zum Glück hat sie eine professionelle Beraterin gefunden, die sie sehr gut unterstützt hat.
Das Poster und die Packungen habe ich am Kursabend mit symbolischer Absicht auf dem Boden 
platziert. Baustellen haben das Potential, dass wir sie unter unsere Füße bekommen.

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